Nach all dem Nescafé der letzten Wochen habe ich mir nun noch eine
Kaffeetour gegönnt und einen Kleinbauern einen Tag lang begleitet um zu lernen,
was einem beim Blick auf Pulverglas oder Alukapsel verborgen bleibt.
Als erstes geht’s auf die Kaffeeplantage auf dem Vulkan Agua, es ist
mal wieder heiß und staubig, das obligatorisches Panorama entschädigt. 8 Monate
alte Setzlinge werden hier gepflanzt, nach 3 Jahren tragen sie erste Früchte.
Drumherum braucht es andere Bäume zur Schattenspendung. Das muss man sich erst
mal leisten können.
Die Ernte erfolgt dann von Hand zwischen Dezember und April, täglich
werden nur die reifen roten Früchte, die Kaffeekirschen, gepflückt.
Im Wasserbad schöpft man anschließend schlechte Bohnen von der Oberfläche ab. Mit
dem fahrradähnlichen Pulpero muss innerhalb von 24h die Frucht
von den Bohnen getrennt werden. Dabei kommt auch ein klebriger, honigartiger Sirup zum
Vorschein.
1 Tag dauert die Fermentierung, danach werden die Bohnen
gewaschen und 8-12 Tage im Hof getrocknet. Mit der Trilladora wird die Pergamenthaut gelöst. Zu kleine oder
große Bohnen werden mit einem Sieb aussortiert, schlechte per Hand von der
ganzen Familie.
Nun kann der grüne Kaffee, der Oro, entweder direkt verkauft oder noch
geröstet werden, was die Erträge deutlich erhöht.
Über dem Feuer dauert das 10-15 Minuten. Supermarktkaffees werden
meist nur kurz schockgeröstet, die enthaltenen aggressiven Fruchtsäuren werden
dabei nicht abgebaut. So ist er zwar billiger aber auch bitterer und unbekömmlicher.
Mit einem Lavastein mahlen wir schließlich unsere frischen Bohnen,
die anschliessend aufgebrüht werden. So trinke ich dann den wohl besten Kaffee
meines Lebens in einem staubigen Hinterhof, die Luft getränkt von Röstaromen.
100g Kaffeekirschen wiegen nach der Bearbeitung durch den Pulpero und dem damit verbundenen Verlust der Frucht
und des Honigs nur noch 50g, getrocknet als Oro 15g und geröstet schliesslich 12g. Immerhin dienen die Schalen noch als Düngemittel. Trotzdem erschütternd,
wie viel Arbeit und Geduld hinter einer einzigen kleinen Tasse steht. Sieht man alles nicht durch
die Alukapseln.
Organisiert war die Tour von De la Gente, die durch nachhaltigen Tourismus die Lebensbedingungen der Bevölkerung verbessern möchte und den Bauern Weiterbildungen und Minikredite anbietet. Ein kurzes Video gibt es hier: http://www.dlgcoffee.org/coffee-tours-2/