Dienstag, 12. April 2016

Kaffee


Nach all dem Nescafé der letzten Wochen habe ich mir nun noch eine Kaffeetour gegönnt und einen Kleinbauern einen Tag lang begleitet um zu lernen, was einem beim Blick auf Pulverglas oder Alukapsel verborgen bleibt.

Als erstes geht’s auf die Kaffeeplantage auf dem Vulkan Agua, es ist mal wieder heiß und staubig, das obligatorisches Panorama entschädigt. 8 Monate alte Setzlinge werden hier gepflanzt, nach 3 Jahren tragen sie erste Früchte. Drumherum braucht es andere Bäume zur Schattenspendung. Das muss man sich erst mal leisten können.   
Die Ernte erfolgt dann von Hand zwischen Dezember und April, täglich werden nur die reifen roten Früchte, die Kaffeekirschen, gepflückt. 

Im Wasserbad schöpft man anschließend schlechte Bohnen von der Oberfläche ab. Mit dem fahrradähnlichen Pulpero muss innerhalb von 24h die Frucht von den Bohnen getrennt werden. Dabei kommt auch ein klebriger, honigartiger Sirup zum Vorschein.
1 Tag dauert die Fermentierung, danach werden die Bohnen gewaschen und 8-12 Tage im Hof getrocknet. Mit der Trilladora wird die Pergamenthaut gelöst. Zu kleine oder große Bohnen werden mit einem Sieb aussortiert, schlechte per Hand von der ganzen Familie.  
Nun kann der grüne Kaffee, der Oro, entweder direkt verkauft oder noch geröstet werden, was die Erträge deutlich erhöht.
Über dem Feuer dauert das 10-15 Minuten. Supermarktkaffees werden meist nur kurz schockgeröstet, die enthaltenen aggressiven Fruchtsäuren werden dabei nicht abgebaut. So ist er zwar billiger aber auch bitterer und unbekömmlicher.
Mit einem Lavastein mahlen wir schließlich unsere frischen Bohnen, die anschliessend aufgebrüht werden. So trinke ich dann den wohl besten Kaffee meines Lebens in einem staubigen Hinterhof, die Luft getränkt von Röstaromen.  
100g Kaffeekirschen wiegen nach der Bearbeitung durch den Pulpero und dem damit verbundenen Verlust der Frucht und des Honigs nur noch 50g, getrocknet als Oro 15g und geröstet schliesslich 12g. Immerhin dienen die Schalen noch als Düngemittel. Trotzdem erschütternd, wie viel Arbeit und Geduld hinter einer einzigen kleinen Tasse steht. Sieht man alles nicht durch die Alukapseln.
 Organisiert war die Tour von De la Gente, die durch nachhaltigen Tourismus die Lebensbedingungen der Bevölkerung verbessern möchte und den Bauern Weiterbildungen und Minikredite anbietet. Ein kurzes Video gibt es hier: http://www.dlgcoffee.org/coffee-tours-2/

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