Donnerstag, 28. April 2016

Abschied


Mit Ententanz (ja ich bin das Huhn), Obstsalat und einem Stapel Liebesbriefe wurde mir der Abschied von Guatemala nun doch ein wenig schwer gemacht. Wer erwartet, dass einem ein 4 jähriger ins Ohr flüstert, man solle gut auf sich aufpassen? 
Ich habe neulich ein Interview mit einer anderen Freiwilligen gelesen, was es ziemlich gut beschreibt: „My life has been changed more than theirs.“ Ich war 4 Monate lang der Exot, der Außenseiter, wurde ständig nur auf meine Herkunft reduziert. Mir wurde mit Skepsis begegnet, ich wurde auf Vorurteile reduziert, nicht auf Augenhöhe behandelt. Nie habe ich ganz dazugehört, überall fiel ich schlagartig auf. Stand unfreiwillig quasi ständig im Mittelpunkt. Spürte, wie die Blicke mir folgten, egal wo ich war. Das Getuschel hinter meinem Rücken. Ich denke, das sind sehr wertvolle Erfahrungen. Genauso wie zu sehen, wie andere leben. Was ich habe. Wie gut es mir geht. Und wie gut es einem gehen kann, selbst wenn man weniger hat. Weil es im Leben auch auf anderes ankommt.  


Sonntag, 24. April 2016

Chocobananos


Für gut 12 Cent werden an jeder Ecke gefrorene Bananen mit (veganer!) Schokoglasur verkauft. Daran dürften sich deutsche Jahrmarktbuden gerne mal ein Beispiel nehmen!

Samstag, 23. April 2016

Regen


Der Boden braucht’s, ich eher nicht. Seit dieser Woche regnet es nachmittags, meist begleitet von gewaltigen Gewittern. Beim Waten durch die riesigen Pfützen sieht man erst so richtig den Dreck der Straßen. Da bleibt kein Schuh sauber. Trocken auch nicht. Kleine Kinder verkaufen dünne Nylons als Capes, manche setzen sich auch einfach Plastiktüten auf den Kopf. Alles eher ungemütlich. Aber in drei Tagen bin ich weg, in Argentinien scheint hoffentlich die Sonne, hier geht das jetzt nämlich für einige Monate so. 

Setlife


Donnerstag, 21. April 2016

Ansehen


Lange Drehtage, kurze Nächte, die ich heute lieber zum Schlafen als Bloggen nutzen sollte. Morgen um 6:50 geht es weiter, aber es lohnt sich. 
Ich freu mich schon so auf den Film!

Hinsehen


Und es geht weiter, morgens kurz nach 6 Abfahrt zu den Außenprojekten. Ich kenn es schon, trotzdem überrumpelt es mich. Eine Witwe mit 6 Kindern, das Kleinste noch im Tragetuch. Dazu eine debile taube Oma. Das tägliche Frühstück in der Schule sichert immerhin eine Mahlzeit, Brot oder Eier könne sie den Kindern nicht geben. Manchmal bekäme sie im Dorfladen einige Tortillas geschenkt. Ich habe das Gefühl, mich mit der Zeit nicht an die Armut zu gewöhnen, sondern gegenteilig immer weniger zu ertragen. Die leuchtenden Farben und die überwältigende Schönheit der Natur täuschen allzu schnell über das Elend hinweg. Auf den zweiten, dritten, vierten Blick erwischt es einen dafür umso stärker.     


Dienstag, 19. April 2016

... and ACTION!


Nach dem Kamerateam reiste nun noch eine Schauspielerin an, die das Kinderdorf als Botschafterin unterstützt. Gemeinsam besuchten wir heute die Familie zweier Brüder, die hier täglich frühstücken und in die Schule gehen. Ernüchternd. Es fällt auf, wie ich mich zum einen ein Stück weit an die offensichtliche Armut der Menschen gewöhnt habe und zum anderen an die Hitze und Höhe. Sonnenverbrannt und außer Atem hat der Rest des Teams wohl mit noch mehr zu kämpfen als ich. Die Woche ist insgesamt intensiv, von früh bis spät drehen wir, ich mittlerweile als Kameraassistentin. Trotzdem ist die Stimmung gut. Für mich ist es spannend, das Vertraute durch nochmals andere Augen zu sehen. Alles erinnert an Käfer-Zeiten, es ist, als kenne man sich schon so viel länger.

Sonntag, 17. April 2016

Unbekanntes Flugobjekt


Welch bonita atracción für die Kinder, ist das etwa ein UFO?
Die nächste Woche wird uns ein Kamerateam (mit Drohne für Luftaufnahmen) begleiten. Nachmittags eingetroffen durfte ich sie heute Abend zumindest gleich ins Nachteben von Xela einführen, inklusive Tacos vom Nachtmarkt und einer großen Prozession vor der Kathedrale. Es fühlt sich überraschend normal an, als Fremdenführer zu fungieren. Ich gebe mir Mühe nicht zu cool zu klingen wenn ich erzähle, wo ich war bzw. dass ich quasi überall war. Was ich gesehen habe. Das ich ständig Bus fahre. Auf Märkten esse. Alleine unterwegs bin. Aber das war die letzten Monate nun mal mein Alltag. Auf die letzte Woche mit Kamerabegleitung bin ich jedenfalls sehr gespannt, heute hatten wir schon viel Spaß.

Samstag, 16. April 2016

Burnt Beans


Ich dachte, nach so vielen Wochen wäre ich soweit angekommen, dass ich mir auch mal selbst Bohnen kochen kann. Beim ersten Versuch gleich zu Beginn bin ich hierbei schon mal kläglich gescheitert. Kann doch nicht so schwer sein. Ich kann es trotzdem weiterhin nicht. Jetzt stinkt selbst die Wäsche im Schrank und alle lachen ein wenig über mich. Ich wohne übrigens in dem Haus, aus dem die Rauchschwaden kommen... Jedenfalls sollte ich vor meiner Abreise noch einen neuen Topf besorgen. 

Freitag, 15. April 2016

Schokolade


Nach Kaffee und Keksen vervollständigte noch ein Schokoladenworkshop das Genusswochenende in Antigua. Ähnlich dem Kaffee durchlaufen die Bohnen viele Schritte, bis sie endlich zu dem werden, was unsere europäisch-verwöhnten Zungen unter Schokolade verstehen. So etwas Feines findet man hier leider nirgendwo, lecker war es natürlich trotzdem. Angefangen bei den frischen Kakaobohne die nach Mango schmecken, einem unglaublich aromatischem Tee aus den Schalen, Kakawa wie ihn die Mayas tranken (Wasser, Kakaomasse, Honig, Chili und Vanille) und schließlich der Herstellung eigener Tafeln... Für mich genau das Richtige!

Donnerstag, 14. April 2016

Bordbistro


Eigentlich hätte ich von Anfang an notieren sollen, wie viele Stunden ich hier in Bussen verbringe. Es sind jedenfalls viele. Es gibt laute und überfüllte, lustige und anstrengende, heiße und zugige Fahrten. Mal hat der Fahrer einen besseren, mal einen schlechteren Musikgeschmack. Irgendwie vergeht die Zeit zum Glück immer. Für Unterhaltung und Verpflegung wird nämlich von fahrenden Händlern, die bei jedem Halt ein- und aussteigen, bestens gesorgt. Da gibt es Bleistifte und Wundersalben, Vitamintabletten und Potenzmittel, Snacks, Kaugummis, geschnittenes Obst aber auch deftiges wie dampfende Tamales, Huhn mit Reis oder Pommes mit Ketchup. Bei eiskaltem Kokoswasser kann ich selten nein sagen. Vor allem nicht bei lustig-lauten Fahrten mit guter Begleitmusik und weit geöffneten Fenstern.  Begeistert bin ich außerdem von der Strohhalm-Verschlusstechnik, wer braucht schon Trinkpäckchen?

Mittwoch, 13. April 2016

Zucker, Zimt und Liebe


In den letzten Wochen habe ich immer wieder über die Post geflucht und hoffe auch weiterhin sehnsüchtig, dass Briefe vielleicht doch noch vor meiner Abreise ankommen. Immerhin teile ich dieses Schicksal nicht allein – und leider gibt es hier allzu oft kein Happy End. Jedenfalls nicht für den ursprünglichen Empfänger. Chris Mutter schickte zu Weihnachten ein Päckchen mit selbstgebackenen Erdnussbutterkeksen, Lebkuchenmännern und Karamellbonbons ins Hostel 3 Monkeys in Antigua, wo er im Winter arbeitete. Letzte Woche kam es schließlich an. Viel zu spät für Chris, der schon lange weitergereist war. Jedoch gerade richtig, um uns den Samstagabend zu versüßen. So knabberten wir bei Kerzenschein und Lichterketten genüsslich das fremde Gebäck. Weihnachten in Flip Flops fühlt sich vielleicht doch gar nicht so verkehrt an, wie bisher angenommen.  

Dienstag, 12. April 2016

Kaffee


Nach all dem Nescafé der letzten Wochen habe ich mir nun noch eine Kaffeetour gegönnt und einen Kleinbauern einen Tag lang begleitet um zu lernen, was einem beim Blick auf Pulverglas oder Alukapsel verborgen bleibt.

Als erstes geht’s auf die Kaffeeplantage auf dem Vulkan Agua, es ist mal wieder heiß und staubig, das obligatorisches Panorama entschädigt. 8 Monate alte Setzlinge werden hier gepflanzt, nach 3 Jahren tragen sie erste Früchte. Drumherum braucht es andere Bäume zur Schattenspendung. Das muss man sich erst mal leisten können.   
Die Ernte erfolgt dann von Hand zwischen Dezember und April, täglich werden nur die reifen roten Früchte, die Kaffeekirschen, gepflückt. 

Im Wasserbad schöpft man anschließend schlechte Bohnen von der Oberfläche ab. Mit dem fahrradähnlichen Pulpero muss innerhalb von 24h die Frucht von den Bohnen getrennt werden. Dabei kommt auch ein klebriger, honigartiger Sirup zum Vorschein.
1 Tag dauert die Fermentierung, danach werden die Bohnen gewaschen und 8-12 Tage im Hof getrocknet. Mit der Trilladora wird die Pergamenthaut gelöst. Zu kleine oder große Bohnen werden mit einem Sieb aussortiert, schlechte per Hand von der ganzen Familie.  
Nun kann der grüne Kaffee, der Oro, entweder direkt verkauft oder noch geröstet werden, was die Erträge deutlich erhöht.
Über dem Feuer dauert das 10-15 Minuten. Supermarktkaffees werden meist nur kurz schockgeröstet, die enthaltenen aggressiven Fruchtsäuren werden dabei nicht abgebaut. So ist er zwar billiger aber auch bitterer und unbekömmlicher.
Mit einem Lavastein mahlen wir schließlich unsere frischen Bohnen, die anschliessend aufgebrüht werden. So trinke ich dann den wohl besten Kaffee meines Lebens in einem staubigen Hinterhof, die Luft getränkt von Röstaromen.  
100g Kaffeekirschen wiegen nach der Bearbeitung durch den Pulpero und dem damit verbundenen Verlust der Frucht und des Honigs nur noch 50g, getrocknet als Oro 15g und geröstet schliesslich 12g. Immerhin dienen die Schalen noch als Düngemittel. Trotzdem erschütternd, wie viel Arbeit und Geduld hinter einer einzigen kleinen Tasse steht. Sieht man alles nicht durch die Alukapseln.
 Organisiert war die Tour von De la Gente, die durch nachhaltigen Tourismus die Lebensbedingungen der Bevölkerung verbessern möchte und den Bauern Weiterbildungen und Minikredite anbietet. Ein kurzes Video gibt es hier: http://www.dlgcoffee.org/coffee-tours-2/

Montag, 11. April 2016

La Antigua


Der Lonely Planet empfiehlt Antigua als Guatemalas kosmopolitischste und malerischste Stadt, in der man sehr gut essen, trinken und schlafen kann. Ich ergänze die Beschreibung noch um „laufen“. Knapp 50.000 Schritte bin ich dieses Wochenende in Flip Flops durch die Gassen geschlendert. Die Stadt ist das touristische Vorzeigestück des Landes und um den Reiseführer ein weiteres Mal zu zitieren „ein Ort seltener Schönheit, immenser historischer Bedeutung und lebendiger Kultur. Ein Muss auf jeder Reiseroute.“ 
La Antigua wurde 1543 gegründet und diente lange als koloniale Hauptstadt, diese wurde jedoch 1776 wegen wiederholt schwerer Erdbeben nach Guatemala-City verlegt. Die drei Vulkanen Agua, Fuego und Acatenango bieten ein angemessenes Panorama für all die beeindruckende Kirchen und Paläste, Parks, Springbrunnen, Kutschen, pastellfarbene Fassaden, blühenden Bougainvilea und Trompetenbäumen. Es gibt feine Restaurants und Hotels mit kolonialem Schick aber auch jede Menge Sprachschulen und Hostels mit einem ausgeprägten Nachtleben. Die Hauptstadt ist nur eine Stunde entfernt, so kommen viele Reisende direkt vom Flughafen. Ich habe sogar einige Wochenendtouristen aus den USA getroffen. Ein Kurzurlaub hier ist sicher sehr nett. Das richtige Guatemala bleibt einem aber wohl eher verborgen. 
Im Innenhof eines der schönsten McDondalds der Welt

Donnerstag, 7. April 2016

Don Justo


Im Herbst feiert man hier 25. jähriges Jubiläum, eventuell war mein Geburtstag schon ein erster Probelauf? Ein Viertel Jahrhundert... was ich da alles erlebt habe. Oder eher erleben durfte? Unser Pförtner Don Justo ist von Anfang an dabei, wohnt im Häuschen neben dem großen Tor und stromert nur manchmal mit seiner Machete im Gürtel hier oben durch die Gegend. Trecker fahren kann er auch. Außerdem hat er kaum noch Zähne. Seit meinem ersten Tag begrüßt er mich freudig als sein kleines Blondchen und überwacht genauestens mein Kommen und Gehen. Selbst verlässt er das Gelände wohl nie. 25 Jahre... Dass man in Deutschland keine Tortillas isst, hat ihn neulich jedenfalls überrascht - und seine Unternehmungslust eher nicht gesteigert.

Dienstag, 5. April 2016

Naranjas con pepitoria


Was auf dem ersten Blick wie eine vergammelte Orange aussieht, schmeckt überraschend gut. Gemahlene Kürbiskerne mit viel Salz zwischen zwei vorgeschälten Hälften. Würde ich gerne dem Bohnen-Carepaket für die Rückkehr nach Deutschland hinzufügen. Dann wären sie aber wohl wirklich vergammelt. Funktioniert übrigens auch sehr gut mit vollreifen Mangos. Einfach köstlich und dann gerne noch mit Chillie und Limettensaft ergänzt.