Freitag, 29. Januar 2016

31 Stunden Geburtstag


Ich habe so viele liebevolle Mails, Whatsapps, Sprachnachrichten und Videos erhalten (die ersten erreichten mich tatsächlich pünktlich zur deutschen Mitternacht noch mittwochs beim Reiten..), dass mir morgens im Bett doch glatt ein wenig heimwehig zumute wurde. Viel Zeit zum nach-hause-träumen gab es den restlichen Tag aber nicht mehr. Die Kinder sangen und tanzten für mich in schönster Sonntagstracht. Ewigkeiten musste ich auf meinem Plastikstuhl Hof halten, bis mir alle, geduldig hintereinander angestellt, einen Geburtstagskuss gegeben hatten. Es gab Torte und Tostadas extra ohne Fleisch. Man betete für euch und mich. Zwar in der Ferne aber trotzdem zu Hause sollte ich mich fühlen. Unentwegt blitzten Kameras. Alle gaben sich größte Mühe, mir einen einzigartigen Tag zu gestalten. Aber vielleicht lässt einen gerade dieses ganze Brimborium das Vertraute missen. 
Veganer Apfel-Zimt Streuselkuchen von Lena <3
 Der Schulchor.
Die Erstklässler tanzen.
Torte im Lehrerzimmer.
Es war ein unvergesslicher Tag. Ohne Frage. Im Dorf fühlte ich mich aber mehr nach Prinzessin auf Staatsbesuch als nach Geburtstagskind. Drum ging es Abends noch nach Xela, ein Viertel Jahrhundert sollte gefeiert werden: köstliches Essen (indisch) und anschließende Party (guatemaltekisch) mit einer wirklich bunten Truppe: unsere Sportlehrer Pyppo und Pancho, meine compañera Lena mit Pauline im Schlepptau, der Neffe des reitenden Vorstandsmitglieds Oscar und Dominik, den ich letztes Wochenende am See kennenlernte. Ein ziemlich guter Querschnitt durch die guatemaltekischen Bevölkerungsstrukturen. Oscar zog es vor, seine Herkunft verdeckt zu halten, fuhr mich am Ende aber noch im kugelsicheren Wagen nach Salcaja. Pancho und Pyppo teilen sich ein winziges Apartment in der Stadt und pendeln täglich mit dem chicken bus, verdienen kaum mehr als ich hier als Taschengeld erhalte. Lena, Pauline und Dominik backpacken von Mexico nach Kolumbien bzw. in entgegengesetzte Richtung. Arm. Reich. Touristisch. Wir hatten einen grandiosen Abend. 
Ich, Pancho, Lena, Oscar, Pyppo und Pauline.
Und Pförtner Don Justo vergaß schließlich extra zur Feier des Tages das Abschließen des großen Tores unten am Dorfrand. Leider vergaßen wir beide, dass es oben noch ein weiteres gibt, was der Nachtwächter gewissenhaft verriegelt hat. Zum Glück hat mir Cowboy Juan vor zwei Wochen ein Loch im Zaun gezeigt...     
Ein Viertel Jahrhundert.
Nächtliche Rückkehr durch den Zaun.
...und ein nachträglicher veganer Kochbananenkuchen von Tia Susi am 29.


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